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Mit Trauer haben wir vom Tod zweier wichtiger Archivschaffender erfahren: der Fotografin Lieve Colruyt und Paul Staes, einem der Pioniere der Umweltbewegung in Flandern seit den späten 1960er Jahren.

Im vergangenen September verstarb die Fotografin Lieve Colruyt (1956–2024). Wir erinnern uns an sie als eine äußerst engagierte Fotografin und Lehrerin. Ihr Engagement zeigte sich bereits während ihres Studiums an der Genter Akademie. Mit einigen Kommilitonen gründete sie die Gruppe GeF (Committed Photographers). GeF dokumentierte die heftigen Proteste in den 1970er Jahren gegen steigende Studiengebühren an Universitäten und Hochschulen.

Nach ihrem Studium begann Lieve als freiberufliche Pressefotografin zu arbeiten. Sie gehörte zur Generation von Michiel Hendryckx, Patrick De Spiegelaere und Filip Claus, die in den 1980er Jahren mit ihren kraftvollen Schwarz-Weiß-Fotografien in De Standaard und vor allem in De Morgen das Gesicht der Zeitung prägten. Ihre Fotos standen für sich und waren mehr als nur die Illustration eines Textes. Sie verschafften dem Fotografen Respekt und Anerkennung als Autor.

Gleichzeitig zeigte Lieve Colruyt ein unbestreitbares soziales Engagement. Als junge Bildjournalistin berichtete sie in den 1980er Jahren aus Rumänien, Nicaragua, Eritrea, von der Polisario-Front und anderen Konfliktgebieten. Auch ihre Arbeit in ihrer Heimat zeugt von großem Engagement. Sie fotografierte Arbeiter an den Fließbändern von Volvo und in inzwischen stillgelegten Textilfabriken. Sie verfolgte Streiks und Besetzungen und war bei Demonstrationen und Kundgebungen anwesend. Am unvergesslichsten wird ihr jedoch ihre enge und einfühlsame Begleitung der ersten Generation(en) türkischer Migranten in Gent bleiben. Ein Interesse, das auch dann noch anhielt, als ihre Arbeit als Kunstdozentin am Ghent University College ihre Reportage zunehmend in den Hintergrund drängte.

Die Zeit, in der Lieve Colruyt mit dem Fotografieren begann, fiel auch mit der Gründung der AMSAB zusammen. Unsere Wege kreuzten sich mehrmals, und die AMSAB nutzte ihre Fotos dankbar. Einige ihrer Meisterwerke wurden 1994 in der Ausstellung und der gleichnamigen Publikation „ Written with Light “ gezeigt. Wir sind auch zutiefst dankbar, dass Lieve ihr gesamtes analoges Archiv vor einigen Jahren der AMSAB-ISG (die AMSAB änderte ihren Namen im Jahr 2000) anvertraute. Seitdem wurden die Negative kontinuierlich digitalisiert, und fast 800 Fotos stehen nun im Online-Katalog zur Verfügung. Die Fotos und Ausstellungsplakate bieten einen wunderbaren Überblick über ihr Werk und die letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts.

Fotografin Lieve Colruyt, 1981. Foto: Walter De Mulder. © Krista De Mulder

 

Im November verstarb der engagierte Paul Staes (1945–2024). Als Journalist widmete er sich schon in jungen Jahren intensiv der Umwelt, der Raumplanung und städtischen Fragen. Als Mitarbeiter der König-Baudouin-Stiftung unterstützte er außerdem verschiedene Natur- und Umweltprojekte. Er war eine treibende Kraft unter anderem hinter Schotens Actiecomité Leefmilieu (Schal), Red de Voorkempen (Rettet die Voorkempen), der belgisch-niederländischen Grenzkonsultation Region Antwerpen (Benegora) und der Arbeitsgruppe Umwelt des Allgemeinen Niederländischen Kongresses. Als grüner Aktivist engagierte er sich von Anfang an für die politische Partei Agalev und wurde sogar Mitglied des Europäischen Parlaments. Später versuchte er, seine grüne Ideologie als „grüner Anwalt“ bei der CVP (Christliche Volkspartei für Freiheit und Demokratie) und später bei Open VLD (Offene Liberale und Demokraten) auf die politische Agenda zu setzen.

Paul Staes vertraute sein umfangreiches Archiv, das über 100 Kisten umfasste, zur sicheren Aufbewahrung der Amsab-ISG an, wo auch die Archive von Red de Voorkempen und Benegora untergebracht waren.

Agalev-Action unter anderem mit Paul Staes in den 1990er Jahren. Foto: © Gerrit Op de Beeck